Gratulationsbüchlein für Frau Hochschulrätin Prof. Dr. pheol. h.c. mult. Annette Schavan

Am 24. September haben wir über die Ernennung von Frau Prof. Dr. pheol. h.c. mult. Annette Schavan zum Mitglied des Hochschulrates der Ludwig-Maximilians-Universität München berichtet. [1] Kaum eine Woche später zogen die Qualitätsmedien bereits nach: Die Süddeutsche Zeitung entdeckte die Personalie am heutigen 30. September und berichtete ausführlich über das „Comeback an der LMU“. [2] Seitdem geben sich die begeisterten Gratulanten die Klinke in die Hand. Glückwünsche ergießen sich in beständigem Strom nicht nur über die frisch gebackene Hochschulrätin, sondern auch über die Hochschule, der sie nunmehr zur besonderen Zierde gereicht. Auf vielstimmigen Wunsch haben wir in unseren Räumlichkeiten eine zentrale Gratulationskartenabwurfstelle eingerichtet. Die gesammelten Ehrenbezeigungen und Glückwünsche werden zu gegebener Zeit zu einem zierlichen Büchlein gebunden und Frau Hochschulrätin Prof. Dr. Schavan in zeremoniellem Rahmen übereignet werden. Über die nachfolgende tabula gratulatoria möge bis dahin gegenüber der zu Ehrenden Stillschweigen gewahrt bleiben.

girlande


https://twitter.com/chneukirchen/status/384611203999629312







https://twitter.com/Baum_garten/status/384658494793609217




https://twitter.com/moorfalke/status/384677341756399616








https://twitter.com/RauchenderColt/status/384693112184250368
https://twitter.com/mdemanto/status/384693998339624960
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https://twitter.com/ziromr/status/384702447023050752
https://twitter.com/herbert_hp/status/384703738768003072
https://twitter.com/halberlaeufer/status/384703789963698177


https://twitter.com/TwittingThom/status/384707336994291712

https://twitter.com/Reckli/status/384712438307766272


https://twitter.com/Normalschicht/status/384730350573727745








https://twitter.com/Evo2Me/status/384769086607343616





https://twitter.com/BroeckelndeWand/status/384771647640596480

https://twitter.com/GlowackiTh/status/384788795776049152

https://twitter.com/prokrastinix/status/384800747353047040

https://twitter.com/rasibo/status/384805753074499584











https://twitter.com/RosiFisch/status/384881543555997696

https://twitter.com/WGulde/status/384912691552190464

Wir haben uns bemüht, alle bis jetzt vorliegenden Kärtlein in der Reihenfolge ihres Abwurfs anzuordnen. Wir haben nur einige wenige Kärtlein aussortiert, die bloß die Tatsache der Berufung in den Hochschulrat vermerkt haben, ohne dies weiter zu kommentieren. Andere Kärtlein haben wir bislang nicht zu Gesicht bekommen.

Nun wollen wir unseren schon leicht verklärten Blick aber auch noch über die marmornen Ehrentafeln schweifen lassen, die seit Verkündung der glückhaften Erweiterung des Münchner Hochschulrats in der Süddeutschen Ruhmeshalle aufgehängt worden sind. Zu viele sind es, als dass wir ihre Inschriften hier allesamt wiedergeben könnten. Wir bedanken uns bei LMU-Präsident Bernd Huber, der uns mit berechtigtem Stolz auf einige der schönsten Inschriften aufmerksam machte, und bei dem Vorsitzenden des Akademischen Senats der LMU, Martin Hose, der sie für uns aus dem Altgriechischen übersetzt hat: 

Eggertn
Ich habe an der LMU promoviert. Für mich und sicher auch für viele andere ehemalige Doktoranden ist das ein Schlag ins Gesicht. Gerade wenn eine Universität den Anspruch erhebt, zur „Elite“ zu gehören, müssen auch besondere Anforderungen an sie gestellt werden.Wenn also eine Person, die beschuldigt wird ihre eigene Doktorarbeit abgeschrieben zu haben, in eine so wichtige und repräsentative Position berufen wird, dann muss man sich einfach die Frage stellen, welchen Anspruch die LMU selbst an ihre Doktoranden stellt und ob sie Plagiate als Kavaliersdelikte ansieht. Hinzu kommt noch, dass Schavan als Wissenschaftsministerin sicher auch einiges mitzureden hatte, als es darum ging, welche Unis zur Elite gezählt werden sollten. Dabei ging es um jede Menge Geld. So hat die Geschichte noch ein weiteres Geschmäckle. Auch wenn diese Art in Bayern ja zum guten Ton gehört. Schließlich weigert sich ja vor allem die CSU immer noch, Abgeordnetenbestechung unter Strafe zu stellen.Die Symbolik ist jedenfalls katastrophal und dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn „Elite“ immer mehr zum Schimpfwort wird.
Calimero49
Wir als Normalbürger mit einem gesunden Rechtsempfinden stellen doch irgendwie immer die falschen Fragen. Man darf sich nicht danach erkundigen, ob es moralisch haltbar ist, einer Frau Schavan einen solchen Posten anzubieten. Und noch viel weniger darf man erwarten, dass eine Frau Schavan sich in so einem Fall aus moralischen Gründen zurückhalten würde. Die einzige Frage, die man sich erlauben darf ist, ob eine Frau Schavan auf so einem Posten nützlich ist. Und da sie – wie im Artikel beschrieben – gut vernetzt ist und zweifelsohne auch Ahnung von der Materie hat, ist sie die richtige dafür. Punkt !Wir haben doch schon von unserer Kanzlerin gelernt, dass Verteidigungsminister nicht als wissenschaftliche Mitarbeiter eingestellt wurden und daher betrügen dürfen, solange sie es nicht im Ressort Verteidigung tun. Und Frau Schavan hat ja auch nicht in ihrem neuen Job betrogen, sondern musste ihr Ministeramt abgeben, weil zu der Zeit ihr Plagiat öffentlich wurde. Stören wir uns also nicht an solchen Randgeräuschen und verfangen wir uns nicht in unseeligen Diskussionen über Recht und Moral. Wir wissen doch: Wer irgendwo nützlich ist, der fällt wieder auf die Füsse.Doch halten wir einen Moment inne und denken ganz kurz darüber nach, wieso manch Bürger die heutige Art Politik zu machen ablehnt. Wieso fast 1/3 der Bevölkerung an einer Bundestagswahl nicht teilnimmt. Aber bitte nicht zu lange denken, sonst kommt es noch zu Erkenntnissen und Rückschlüssen, und das möchten wir doch alle vermeiden.

Schliessen wir mit den Worten von Mutti: Alles wird gut mit mir, sie kennen mich doch.

Wanninger von der Au
„Die studentischen Vertreter waren nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.“ Blamabel. Wo sind die Studentinnen und Studenten???Es geht ja nicht um die Universität, es geht um die guten Kontakte zu den Finanzquellen. Alles andere ist doch heute egal.Man schämt sich für seine alte alma mater. Aber wenn schon ein Volkswirt Chef ist… Und der „Hochschulrat“ ist ohnehin eine undemokratische, rechtsstaatlich höchst fragwürdige Konstruktion, die vor allem dem Zweck dient, dass die üblichen Klüngel-Leute es leichter haben und ihnen weniger reingeredet wird.
rxzlmn
Das ist einfach eine Frechheit. Ich habe an der LMU studiert, und promoviere gerade. Leute wie diese Politikerin, die sich dem Titel wegen zu Betrügern werden, gehören schlicht und einfach in der wissenschaftlichen Gemeinschaft geächtet. Nicht in der Gesellschaft, dort hat jeder die Chance auf Rehabilitation – aber nicht in dem Bereich, wo willentlich jedwede Regel willentlich um des eigenen Erfolgs willen gebrochen wurde.Das ist eine bodenlose, unverschämte Frechheit, für die ich mich schäme ein Alumnus der LMU zu sein.
Reiner Tiroch
Erstaunlich was Plagiatsträger so alles erreichen können.
solexfahrer
Die Empörung legt sich etwas, als man liest, dass auch Roland Berger in dem Gremium mit dabei ist. Wenn man noch Dieter Bohlen und Rainer Brüderle dazu nimmt, hat man eine tolle Truppe beisammen.
Veritas11
Ich erinnere daran, dass in Bayern ein Kultusminister (H.Maier) gegen jeden Sachverstand einen befreundeten Laienmaler als Professor an der Kunstakademie durchsetzte. Die Vorschläge der Hochschule wurden solange abgelehnt, bis an einem Sommer die noch erreichbare Berufungskomission, möglicherweise auch durch zusätzliche Versprechungen weich gekocht, den Ministeriumsvorschlag durchwinkte. Ich habe gehofft, das hätte sich in der Zwischenzeit wesentlich gebessert…
pnca
Die Personalie ist auch deshalb so bizarr, weil sie suggeriert, es gäbe sonst keine geeigneten Kandidaten. Mir würden da einige hochdekorierte Leute einfallen, die sowohl eine große Erfahrung an Universtäten gesammelt haben, als auch über den Tellerand hinaus, in die Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Gerichtsbarkeit geschaut haben.
Cometh
Ich weiss nicht, was die Aufregung soll.Frau Schavan ist unschuldig und gut vernetzt. Außerdem ist sie eine intelligente Frau und die sind halt begehrt, haben wir gelernt, selbst wenn sie häßlich wären. Außerdem hat sie über das Gewissen promoviert und das ist ein wichtiges Thema.Das alles läßt sich also leicht und für jederman einsichtig erklären.

Und für die ehrgeizigen Promovierenden: Nehmt euch halt Frau Schavan als Vorbild. Weniger Bücher lesen, aber dafür networking, weniger Bescheidenheit, ambitionierte Thesen und immer wieder: networking. Also Facebook statt Überstunden in der Stabi, dann klappt es schon.

Ilmarinen
Ich habe diesen Sommer meinen Abschluss an der LMU gemacht und möchte nun promovieren – aber bei dieser Unileitung denkt man dann doch nochmal darüber nach, ob die LMU wirklich der richtige Ort dafür ist. Aber das ist nichts neues. Ich war längere Zeit in der Studierendenvertretung aktiv, da mussten wir schon einiges schlucken. Und das unser eigener studentischer Senator (wir haben ja eh nur einen…) dieser Personalie auch noch zustimmt, hängt, das muss man ehrlich sagen, mit dessen persönlicher politischer Ausrichtung zusammen. Willkommen in Bayern…
SuevernscheReformen
Das zeigt mehr noch als die vielen Plagiatsfälle unter Politikern selbst, wie sehr sich die Wissenschaft zur Hure der Politik gemacht hat.
Ranaipiri123
Unglaublich. Das geht doch einfach nicht! Man hätte doch mindestens das Gerichtsurteil abwarten müssen. Jeder, der ehrlich promoviert wird hier eines besseren belehrt!! Ich kann es einfach nicht fassen und schäme mich für meine Universität!!
Eckberti
Man erhofft sich – und sagt das auch noch so – von ihrem Lobbyisten Netzwerk als Universität zu profitieren. Wir sind eine Bananen Republik – tatsächlich. Alles läuft über Beziehungen. Das Vorbild für die Jugend: Schaut nicht auf die Person, schaut nur auf ihre Beziehungen! Herr Huber zieht sich ein Studentenheer von Konformisten, Lobbyisten und schleimigen Netzwerkern heran.

An dieser Stelle seien nochmals auch von unserer Seite allen Beteiligten die herzlichsten Glückwünsche ausgesprochen.

7 Antworten zu “Gratulationsbüchlein für Frau Hochschulrätin Prof. Dr. pheol. h.c. mult. Annette Schavan

  1. Das finde ich wirklich ganz außerordentlich rührend. Besonders die bunte Girlande gefällt mir, da kommt richtig Partystimmung auf.

  2. Da fehlt aber ein „Dr.“: Akademisch korrekt muß unsere
    Jüchener Pflanze natürlich Prof. Dr. pheol. Dr. h.c. mult.
    Annette Schavan adressiert werden.

    Die jungen Leute von heute …

    • Darüber haben wir in der Redaktionskonferenz lange gebrütet. RA Bongartz hatte hierzu allerlei längliche Ausführungen zu machen. Schließlich sind wir übereinstimmend zu der Auffassung gekommen, dass sich Frau Prof. Dr. Schavan zur Zeit titular wegen des anhängigen Gerichtsverfahrens* in einem multiplen** Übergangszustand befindet, dem durch eine gewissermaßen uneindeutig-flexible Benennung ihres graduellen Zustands am ehesten entsprochen werden kann. Auf Anraten von RA Bongartz haben wir auch bei der fachlichen Zuordnung des Doktorgrades eine variable Mittelposition eingenommen.
      _____
      * h.c. = hängender casus
      ** mult.

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