Causa Schavan: „Ich trete zurück“

schnierl
Ich weigere mich, hier weiter irgendwelche satirischen Trockenübungen zu veranstalten. Die Realität spielt einfach nicht fair. So kann man nicht arbeiten. Ich trage mich schon länger mit dem Gedanken, aufzugeben. Was soll Satire, wenn sie permanent von der Wirklichkeit in den Schatten gestellt wird? Seit vielen Wochen habe ich hier nichts mehr veröffentlicht, immer noch mal einen neuen Anlauf genommen, aber jetzt ist endgültig Schluss.

Schon der juristische Corvettenkapitän Rüdiger Wolfrum war eine Zumutung. RA Bongartz schrieb dazu:

Der ehrenwerte Rüdiger Wolfrum hat u.a. als Präsident des Internationalen Seegerichtshofs in Hamburg gewässert, hat sich mit Fragen wie dem Antarktisvertrag, “Meerestechnik und internationale Zusammenarbeit” oder “Umweltschutz durch internationales Haftungsrecht” befasst und schippert jetzt auf seine alten Tage eben noch mal in fremden Gewässern. Sein Kurzgutachten soll wirklich kurz sein. Das Resümee, mit dem er den Kollegen Gärditz fertig macht, lautet angeblich: “See ich anders!”

Aber den Rest gibt mir Michael Kretschmer. Er ist stellvertretender Vorsitzender der CDU-Bundestagsfraktion. Nachdem nun der Rat der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (deren Namen ich hier doch noch einmal in voller Länge niederschreiben will) am Abend des 22. Januar 2012 mit 14 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung die Einleitung eines Verfahrens zum Entzug des Doktortitels der Ministerin beschlossen hat, war von Herrn Kretschmer Folgendes zu vernehmen:

Es ist höchste Zeit, dass die Universität Düsseldorf endlich unabhängigen Expertenrat einholt […] Im Hauptverfahren müssen die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis gewahrt werden. Die berechtigte Kritik aus der Wissenschaft am bisherigen Vorgehen muss beachtet werden.

Gemeint war natürlich nicht eine Kritik aus Kreisen der Wissenschaft, sondern die Kritik der Wissenschaft selbst. Und kaum hatte er nach diesem unverhüllten Einmischungsversuch Luft geholt, da redete Kretschmer auch schon weiter:

Die Einmischungsversuche der SPD sind infam. Das ist keine politische, sondern eine fachliche Überprüfung. Parteitaktische Drohungen schaden der Wissenschaft, aber auch dem Ansehen der Politik.

Ich find’s infam, wie sich die Realität hier in meine Angelegenheiten einmischt. Das ist kein faires Verfahren.

Ich trete zurück.

22. Januar 2013
Anton Maria Schnierl

Eine Antwort zu “Causa Schavan: „Ich trete zurück“

  1. Lieber Toni,

    wir kennen uns nun schon so lange. Wie Du Dich erinnern wirst, habe ich dereinst schon Deinen Schwippgroßkater Maunz auf den Knien geschaukelt. Deshalb erlaube ich mir die Offenheit: Dieser Schritt zeugt nicht von starkem Rückgrat. Vielleicht liegt es ja an Deiner Aufhängung. Oder sollte hier ruchlose Hand an den Fäden gezogen und Dich zum Zappeln gebracht haben?

    Du kannst Dich mir jederzeit offenbaren.

    In alter Treue,
    Dein
    RA Bongartz

    P.S. Über die von Dir gewählte Zitierweise in Obigem reden wir bei anderer Gelegenheit.

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